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Europas verschwendete Minderheit

BUDAPEST: Millionen von Europäern empfinden heute Angst und Frustration angesichts von Arbeitslosigkeit, dem Verlust von Ersparnissen und Rentenansprüchen, radikal gekürzten Sozialleistungen und anderen wirtschaftlichen Nöten. Ihre Ängste sind begründet, denn die aktuelle Finanzkrise untergräbt genau jene Union, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begründet wurde, um Europas Wunden zu heilen.

Eine Gruppe jedoch wird inmitten des allgemeinen Leids ignoriert: die Roma. Die Roma – eine Volksgruppe so groß wie die Bevölkerung Griechenlands – sind Europas größte und am stärksten benachteiligte Minderheit. Millionen von Roma sind heute in äußerster Armut und Unwissenheit gefangen, die durch weit verbreitete Diskriminierung noch verschlimmert wird. Tatsächlich wurde in der Erhebung der Europäischen Union zu Minderheiten und zur Diskriminierung 2009 festgestellt, dass die Roma stärker diskriminiert werden als jede andere ethnische Minderheit in Europa.

Harte Zeiten provozieren aggressive, rachsüchtige und intolerante Einstellungen, und die Roma sind in dieser Wirtschaftskrise zu Sündenböcken geworden. Über die Roma herziehen, hilft rechtsradikalen Parteien, Anhänger zu mobilisieren, und nationalistischen Politikern, Wählerstimmen zu sammeln. Selbst Parteien des politischen Mainstream verlegen sich inzwischen auf eine Roma-feindliche Rhetorik, die noch vor einem Jahrzehnt undenkbar gewesen wäre. Die Roma jedoch haben die manchmal tödliche Gewalt, der sie ausgesetzt sind, bisher nicht mit Gleichem vergolten.

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