Europas neue Mission in Afrika

Der Militäreinsatz der EU zur Sicherung freier und gerechter Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) hat gezeigt, was die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) in Afrika erreichen kann. Ein Kontingent von ungefähr 2.500 Soldaten aus 22 Ländern ging Mitte 2003 in die DRC, um die Truppen der Vereinten Nationen zu unterstützen, und stellte eine schnelle Eingreiftruppe, die Unruhen in Kinshasa erstickte, bevor vollkommenes Chaos ausbrach. Drei Jahre später demonstrierte Operation Artemis, eine vergleichbare EU-Mission in der östlichen Provinz Ituri, erneut die Entschlossenheit Europas, seine militärischen Kapazitäten zu nutzen, um einen langfristigen Friedensprozess zu unterstützen.

Für einige Menschen ist die reine militärische Stärke der einzige wahre Maßstab für Macht. Doch zeichnen sich die 16 Militärmissionen der EU, die bisher unterstützend für die ESVP durchgeführt wurden, durch viel mehr aus. Große Teile Afrikas brauchen Unterstützung, und Europa kann und muss ihnen helfen. Auch handelt es sich bei dem neuen Stil des politisch-militärischen Engagements der EU in Afrika nicht um eine Rückkehr zum Kolonialismus.

Es stimmt zwar, dass viele afrikanische Länder derzeit unter Instabilität, Staatsversagen, regionalen Konflikten, gewalttätigem, internem, politischem Wettbewerb und verschiedenen anderen Übeln leiden, unter anderem unter Massakern und Brutalität im großen Stil, Bürgerkrieg, massiven Flüchtlingsströmen, wirtschaftlicher Zerrüttung und Umweltschäden. Doch bietet Afrika kein einheitlich trostloses Gesamtbild. Einige afrikanische Länder sind vergleichsweise stabil und wohlhabend, und der Kontinent verfügt über eine junge Bevölkerung, die bald auf über eine Milliarde Menschen anwachsen wird, reichlich mineralische Bodenschätze und eine ihm innewohnende Dynamik.

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