Trump, Merkel and Macron John Macdougall/Getty Images

Europa in den Zeiten von Trump

BRÜSSEL – Das transatlantische Bündnis, das Jahrzehnte lang weltweit für Stabilität gesorgt, die Demokratie gestärkt und den Westen, so wie wir ihn kennen, geschützt hat, steht derzeit schwer unter Druck, und es droht ihm ein dauerhafter Niedergang. US-Präsident Donald Trump, der Amerikas traditionelle Bündnisse – unter anderem durch Angriffe auf die NATO – wiederholt in Frage gestellt hat, trägt unzweifelhaft erhebliche Mitschuld an dieser negativen Entwicklung. Doch hat Europa durch eigene Untätigkeit ebenfalls zu diesem Zustand beigetragen und muss nun etwas dafür tun, ihn zu beheben.

Die Malaise des Westens ist zweifellos ein Ergebnis der anhaltenden, bisher unbewältigten globalisierungsbedingten Herausforderungen im Bereich der Wirtschaftslenkung. Diese Herausforderungen sind besonders akut in der Europäischen Union, wo eine politische Paralyse die Regierungen hindert, die zur Bewältigung der Finanzkrise, die vor einem Jahrzehnt begann, erforderlichen Reformen vollständig umzusetzen.

Die europäischen Politiker wissen, dass der derzeitige institutionelle Rahmen der Eurozone Mängel aufweist, und sie wissen auch, was zu tun ist. Doch sie bleiben geplagt von Beharrungsträgheit, gelähmt vom Konservatismus und zwanghaft vertieft in die Innenpolitik, und viele führende Politiker lassen sich durch einen populistischen Euroskeptizismus in Geiselhaft nehmen. Infolgedessen haben sie es versäumt, die erforderlichen Schritte zu ergreifen, um die langfristige Stabilität der EU zu gewährleisten, darunter eine vollständige Bankenunion, um Europas Finanzen zu stützen, und ein echtes System einer EU-weiten Wirtschaftslenkung.

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