5c092d0346f86f400c309202_pa3795c.jpg Paul Lachine

Europa ist nicht die USA

CAMBRIDGE, MASS.: Europa kämpft derzeit mit den unvermeidlichen negativen Folgen, die sich ergeben, wenn man einer sehr heterogenen Ansammlung von Ländern eine gemeinsame Währung aufzwingt. Doch sind die Haushaltskrise in Griechenland und die Insolvenzrisiken in Italien und Spanien nur ein Teil des Problems, das die gemeinsame Währung verursacht hat. Auch die Zerbrechlichkeit der wichtigen europäischen Banken, hohe Arbeitslosenquoten und das hohe innereuropäische Handelsungleichgewicht (Deutschlands Leistungsbilanzüberschuss von 200 Mrd. Dollar stehen Leistungsbilanzdefizite von zusammen 300 Mrd. Dollar im Rest der Eurozone gegenüber) spiegeln den Nutzen des Euro wider.

Jene europäischen Politiker, die 1999 auf der Einführung des Euro beharrten, ignorierten die Warnungen der Ökonomen, dass eine gemeinsame Währung für ganz Europa ernste Probleme schaffen würde. Die Befürworter des Euro waren auf das Ziel einer politischen Integration Europas fixiert und betrachteten die gemeinsame Währung als Teil des Prozesses, ein Gefühl politischer Gemeinsamkeit in Europa zu erzeugen. Sie gewannen öffentliche Unterstützung mit dem Slogan „Ein Markt, eine Währung“ und argumentierten, dass die durch die Europäische Union geschaffene Freihandelszone nur mit einer gemeinsamen Währung Erfolg haben würde.

Weder die Geschichte noch die wirtschaftliche Logik stützten diese Sicht. Tatsächlich funktioniert der EU-Handel gut, trotz der Tatsache, dass lediglich 17 der 27 Mitglieder der Union den Euro verwenden.

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