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Bringt der Irankonflikt ein Auseinanderbrechen des Westens?

BERLIN – Vor dem G7-Gipfel in Biarritz (Frankreich) in diesem Monat war völlig offen, ob von US-Präsident Donald Trump oder dem britischen Premierminister Boris Johnson die größere Unruhe ausgehen würde. Doch die größte Wirkung löste jemand aus, dessen Anwesenheit man dort überhaupt nicht erwartet hatte: der iranische Außenminister Javad Zarif.

Obwohl sich die Berichterstattung der Medien zum Gipfel auf Handelskriege, die Brände in Amazonasbecken und die drohende Gefahr eines „No-Deal-Brexits“ konzentrierte, waren die Gespräche über den Iran vermutlich am folgenschwersten. Das Schicksal des Nuklearabkommens mit dem Iran aus dem Jahre 2015 könnte nicht nur entscheiden, ob die explosivste Region der Welt in ein nukleares Wettrüsten abgleitet, sondern auch, ob das westliche politische Bündnis überleben kann.

In Biarritz machte der französische Präsident Emmanuel Macron den Weg frei für eine Annäherung zwischen den USA und dem Iran. Und in den letzten Tagen haben die wichtigsten Akteure im Irandrama alle eine Deeskalation verfolgt. Großbritannien hat den iranischen Tanker Grace 1, den es in Gibraltar beschlagnahmt hatte, freigegeben. Und wichtiger noch: Trump hat seine Bereitschaft geäußert, sich mit dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani zu treffen, und sogar nahegelegt, dass er gegen eine „kurzfristige Kreditlinie oder ein kurzfristiges Darlehen“ an den Iran keine Einwände vorbringen würde.

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