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Die EU muss einen Weg aus der Brexit-Sackgasse finden

BERLIN – In dieser Woche werden wir endlich wissen, ob ein Brexit-Abkommen zustande kommt. Ganz gleich, was entschieden wird: Es wird erhebliche langfristige Folgen für Europa haben und sich nicht nur auf die Terms of Trade und die gemeinsamen Regeln auswirken, sondern auch den Platz der Europäischen Union in der Welt. Um sich zu behaupten und ihre Interessen gegenüber China und den USA zu verteidigen, muss die EU eine starke Beziehung zum Vereinigten Königreich aufrechterhalten und beweisen, dass sie sich an eine sich wandelnde globale Dynamik anpassen kann.

Die Bedeutung der aktuellen Brexit-Verhandlungen ist nur oberflächlich an die wirtschaftlichen Kosten geknüpft, die es hätte, wenn das Vereinigte Königreich ohne Austrittsvereinbarung aus der EU ausscheiden würde und sich an die Regeln der Welthandelsorganisation halten müsste (obwohl dies in den kommenden Monaten fast mit Sicherheit Chaos in den Lieferketten verursachen würde). Die drohenden politischen, sozialen und strategischen Kosten sind viel folgenschwerer.

Schließlich würde ein Szenario ohne Austrittsvereinbarung Europa die Grundlage nehmen, auf der sich eine künftige Beziehung zum Vereinigten Königreich aufbauen lässt. So ziemlich alle sind sich einig, dass das Ziel darin bestehen sollte, eine starke langfristige Partnerschaft aufzubauen, die die Souveränität des Königreichs respektiert und beiden Seiten ausreichend Raum gewährt, eigene Interessen zu verfolgen. Dies ist nötig, auch wenn – wie viele in der EU zu betonen nicht müde werden – die Souveränität von Nationalstaaten in einer globalisierten Welt naturgegeben begrenzt ist.

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