Federal Reserve Bank of New York_Pavel Ko_Flickr Federal Reserve Bank of New York/Pavel Ko

Die Abkoppelung von Aktien und Anleihen

CAMBRIDGE – Wie ist die Abkoppelung zwischen den neuen Höchstständen der globalen Aktienindices und den neuen Tiefstständen, die derzeit von den weltweiten Realzinsen ausgelotet werden, zu begreifen? Mehrere konkurrierende Erklärungen suchen diese Trends miteinander in Einklang zu bringen, und für eine angemessene Abstimmung der Geld- und Fiskalpolitik ist es unverzichtbar, die richtige Antwort zu finden.

Die populärsten Erklärungen spielen die Risikofaktoren in einer Weise herunter, die gefährlich in die Irre führen kann. So geht etwa die Theorie der „säkularen Stagnation“ davon aus, dass die niedrigen Zinssätze die wahre Geschichte erzählen. Die Weltwirtschaft leide unter einem chronischen Nachfragemangel, der sich durch eine nachhaltige Erhöhung der Staatsausgaben überwinden ließe.

Laut dieser Sicht spiegeln die steil steigenden Aktienkurse lediglich die geringe Diskontierung künftiger Gewinne wider. Zudem scheine der Anteil der Arbeitnehmer am Gewinn in den acht weltgrößten Volkswirtschaften – mit der möglichen Ausnahme Großbritanniens – in den letzten Jahrzehnten deutlich gefallen zu sein. Der Anteil des Kapitals am Gewinn sei dagegen gestiegen, was den Wert der Aktien natürlich in die Höhe treibe. (Allerdings hat sich der Anstieg der Aktienkurse in Ländern wie den USA und Großbritannien, wo beim Arbeitnehmeranteil zumindest eine zyklische Erholung eingesetzt hat und wo sich in Kürze Zinserhöhungen andeuten könnten, fortgesetzt.)

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