Fish in a bucket.

Die Beendigung der illegalen Fischerei

LONDON – Fisch und Meeresfrüchte sind das mit Abstand am meisten gehandelte Nahrungsmittel der Erde und ernähren Milliarden von Menschen weltweit. Bedauerlicherweise leidet die Fischerei unter illegalem, nicht gemeldetem und unreguliertem Fischfang, der Bemühungen zum Meeresschutz untergräbt und ehrliche Fischer und Unternehmen benachteiligt, die sich an die Regeln halten. Es ist höchste Zeit, sich des Problems anzunehmen.

Bis zu ein Fünftel aller Fische, die in den Weltmeeren gefangen werden, stammen aus illegalem Fischfang. In den industriellen Fischereibetrieben einiger Länder hat es zwar ermutigende Anzeichen für Reformen gegeben, doch das Problem ist nach wie vor weitverbreitet, was andere davon abhält, dem Beispiel zu folgen und die Reform der kleinen Fischerei behindert, die Millionen von Familien mit Nahrung versorgt und ihnen eine Lebensgrundlage bietet.

Es gibt zwar Regeln, doch diesen müssen klarer und genauer sein, wirksam durchgesetzt und über internationale Grenzen hinweg zur Anwendung gebracht werden. Wenn das nicht geschieht, werden skrupellose Akteure die mangelnde Regulierung und Überwachung weiterhin ausnutzen; mit schwerwiegenden Folgen für die Menschen, die auf Küstenfischerei als Nahrungsquelle und Existenzgrundlage angewiesen sind.

Einer aktuellen Studie zufolge stammen 20-32% der in die Vereinigten Staaten importierten Meeresfrüchte wahrscheinlich aus illegaler, nicht gemeldeter und unregulierter Fischerei. Allein diese Zahlen machen 4-16% des Werts des insgesamt weltweit illegalen gefangenen Fischs aus, der sich Schätzungen zufolge auf 15-23 Milliarden US-Dollar pro Jahr beläuft.

Eine Zusammenarbeit zwischen den USA, der Europäischen Union und Japan hat das Potenzial, große Fortschritte bei der Bewältigung des Problems zu untermauern. Die USA importieren über 90% ihres Bedarfs an Fisch und Meeresfrüchten. Japan ist nach den USA der zweitgrößte Importeur von Fisch und Meeresfrüchten. Und die EU führt rund 60% ihres Bedarfs ein und ist somit der weltgrößte Binnenmarkt für Fischereierzeugnisse. Der potenzielle Einfluss des gemeinsamen Vorgehens dieser drei Märkte ist gewaltig.

Ende 2011 haben sich die EU und die USA auf gemeinsame Maßnahmen zur Bekämpfung der illegalen Fischerei geeinigt. Knapp ein Jahr später einigten sich die EU und Japan, die Einfuhr von illegal gefangenem Fisch zu verhindern, Informationen auszutauschen und in regionalen Fischereiorganisationen zusammenzuarbeiten. Alle Beteiligten einigten sich darauf, andere Länder zu ermutigen das Übereinkommen über Hafenstaatmaßnahmen (Port State Measures Agreement, PSMA) zu ratifizieren und umzusetzen, das unlauteren Fischereibetrieben ihre Tätigkeit erschweren wird.

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Akteure, die illegalen Fischfang betreiben, setzen auf eine Reihe von Taktiken und Schlupflöcher im internationalen Recht, um ihre Produkte auf den Markt zu bringen. Häfen, die für eine laxe Durchsetzung der Bestimmungen oder begrenzte Kontrollkapazitäten bekannt sind, dienen skrupellosen Fischern und Unternehmen als zentrale Etappe, um ihren Fang vom Schiff in die Regale zu bringen.

Das 2009 von der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen verabschiedete Übereinkommen über Hafenstaatmaßnahmen verlangt den beteiligten Parteien die Einführung strengerer Kontrollen für Fischereifahrzeuge ab, die unter ausländischer Flagge fahren. Bisher ist das Übereinkommen von 13 Staaten ratifiziert worden; 12 weitere müssen es unterzeichnen, damit es in Kraft treten und global wirksam werden kann.

Erfreulicherweise wird das Thema illegale Fischerei in einigen Ländern inzwischen nicht mehr als politisches Nischenthema betrachtet. Im März hat die vom US-Präsidenten eingesetzte Arbeitsgruppe zu illegaler, nicht gemeldeter und unregulierter Fischerei und Betrug bei Fisch und Meeresfrüchten einen Aktionsplan der Regierung veröffentlicht. Die Tatsache, dass es das Thema auf den Schreibrisch des US-Präsidenten geschafft hat, unterstreicht, dass Regierungen ihre Ressourcen mobilisieren und international kooperieren müssen.

Verschiedene Ansätze sind vonnöten. Die Bestimmungen der EU sind das vielleicht energischste Maßnahmenpaket, mit dem verhindert werden soll, dass illegal gefangener Fisch auf den Markt kommt. Die frühe Umsetzungsphase ist vielversprechend. Europäische Behörden haben bereits hochentwickelte Programme zur Überwachung und Kontrolle eingeführt, Einfuhrverbote für Länder erteilt, die nicht ausreichend gegen illegale Fischerei vorgehen, Strafen gegen illegal operierende europäische Fischereibetriebe verhängt und Länder mit einer „gelben oder roten Karte“ dabei unterstützt, ihre Fischereivorschriften zu reformieren.

Die EU, Japan und die USA wären sogar noch effektiver, wenn sie ihre Politiken untereinander abstimmen würden, um Kriminellen den Zugang zu ihren Märkten zu versperren und rechtstreue Fischer und Fischereiunternehmen in die Lage versetzen würden, von einem erheblich ausgeweiteten Marktzugang zu profitierten. Eine Zusammenarbeit könnte den Einsatz bezahlbarer, hochentwickelter Technologien zur Rückverfolgung von Fischereierzeugnissen ermöglichen – eine Sammlung von Daten und Informationen, die dazu beiträgt genau zu bestimmen wo der Fisch herkommt und wann und von wem er gefangen wurde. Derartige Bemühungen – so etwa die elektronische Fangdokumentation für den Roten Thun – sind eines der wirksamsten Instrumente bei der Unterbindung der illegalen Fischerei.

Die Unterbindung des illegalen Fischfangs wird zur Erholung der Bestände an Meereslebewesen beitragen und die Ernährung und das Auskommen von Milliarden von Menschen sichern. Dies muss, von der Arktis bis zur Antarktis, mit verstärkten Bemühungen einhergehen, Schlüsselarten zu schützen, die durch Fangpraktiken beeinträchtigt werden und vollumfänglich geschützte Meeresschutzgebiete oder „Regenerationszonen“ einzurichten, um Lebensräume wiederherzustellen und ihre Besiedlung zu ermöglichen. Zudem müssen Länder Gesetze erlassen und durchsetzen, mit denen der Überfischung in heimischen und internationalen Gewässern ein Ende gesetzt wird.

Illegale, nicht gemeldete und unregulierte Fischerei ist ein Problem, das sich durch Führungsstärke, Handeln und internationale Zusammenarbeit lösen lässt. Wir freuen uns, dass Chile – das in diesem Jahr Gastgeber der Our Ocean Conference sein wird – durch die Ratifizierung des PSMA Führungsstärke und Handlungswillen beweist und der illegalen Fischerei den Kampf ansagt. Wir sind weiterhin optimistisch, dass andere die Schritte ergreifen werden, die erforderlich sind, um der Geißel der illegalen Fischerei ein Ende zu setzen und gemeinsam daran arbeiten werden, dass sich das Leben in unseren Weltmeeren regenerieren kann.

Aus dem Englischen von Sandra Pontow.

https://prosyn.org/N2uPuDxde