India flood  house submerged Prabhat Kumar Verma/ZumaPress

Die große Schwellenmarkt-Blase

LONDON – Es ist etwas gehörig schief gegangen in den Schwellenländern, von denen man annahm, sie werden die Zukunft der Welt gestalten, wenn nicht gar beherrschen. Nun läuft die Suche nach den Schuldigen: Rohstoffpreise, Fracking, Zinssätze in den USA, El Niño, China - diese und andere Gründe führen das Feld an. Die Antwort ist allerdings einfacher und weniger zeitnah. Es liegt an der Politik.

Man werfe einen Blick nach Brasilien. Dort wächst eine Wirtschaft, die man einst für einen sicheren Tipp für endloses Wachstum hielt, seit über zwei Jahren überhaupt nicht mehr und schrumpft derzeit sogar. Die sinkenden Preise für die Rohstoffexporte des Landes sind sicher nicht hilfreich, aber seine Wirtschaft sollte doch mehr aus weit mehr bestehen als aus Ernten und mineralgewinnender Industrie.

Oder man blicke nach Indonesien. Dort wächst die Wirtschaft zwar noch immer, allerdings in einem Ausmaß – 4,7 Prozent jährlich im jüngsten Quartal – das sich sowohl im Hinblick auf frühere Erwartungen als auch auf das Bevölkerungswachstum enttäuschend präsentiert. Das Gleiche gilt für die Türkei, wo das Wachstum im jüngsten Quartal auf 2,3 Prozent sank – ein Wert, der zwar zumindest das Bevölkerungswachstum übertrifft, aber im Vergleich zur Hochkonjunktur der Jahre 2010 und 2011, als die Wachstumsrate bei 9 Prozent lag, eher dürftig ausfällt. Oder man denke an Südafrika, wo sich der wirtschaftliche Fortschritt - ob in den Jahren des Booms in den Bereichen Gold und anderer Ressourcen oder in Zeiten des Abschwungs -  beständig zu langsam gestaltete, um wirklich etwas am Armutsniveau zu ändern. 

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