pa3066c.jpg Paul Lachine

Die verlorenen Generationen

NEW YORK – Der wirtschaftliche Erfolg eines Landes hängt von Bildung, Qualifikation und Gesundheit seiner Bevölkerung ab. Sind die jungen Menschen eines Landes gesund und gut ausgebildet, können sie einträgliche Jobs finden, in Würde leben und sich erfolgreich an die Fluktuationen am globalen Arbeitsmarkt anpassen. Die Unternehmen investieren stärker, weil sie wissen, dass ihre Arbeitnehmer produktiv sein werden. Doch vielen Gesellschaften auf der ganzen Welt gelingt es nicht, jeder Generation medizinische Grundversorgung und ordentliche Ausbildungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen.  

Warum wird man der Herausforderung im Bildungsbereich in so vielen Ländern der Welt nicht gerecht?  Manche Staaten sind einfach zu arm, um gute Schulen zu finanzieren. Auch den Eltern mangelt es möglicherweise an entsprechender Ausbildung, wodurch sie nicht in der Lage sind, ihren Kindern nach dem ersten oder zweiten Schuljahr noch zu helfen. So werden Analphabetismus und mangelnde Rechenkenntnisse von einer Generation auf die nächste übertragen. Am schwierigsten ist die Situation in Großfamilien (mit etwa sechs oder sieben Kindern), weil die Eltern wenig in Gesundheit, Ernährung und Bildung jedes ihrer Kinder investieren.

Aber auch reiche Länder versagen in diesem Bereich. Die Vereinigten Staaten beispielsweise lassen es in grausamer Weise zu, dass ihre ärmsten Kinder leiden. Arme Menschen leben in armen Gegenden mit schlechten Schulen. Die Eltern sind oftmals arbeitslos, krank, geschieden oder gar inhaftiert. Trotz des allgemeinen Wohlstands der Gesellschaft geraten die Kinder in einen generationsübergreifenden Teufelskreis der Armut. Allzu oft werden aus Kindern, die in Armut aufwachsen, auch arme Erwachsene.  

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