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Die wachsende Gefahr einer globalen Rezession

CAMBRIDGE, MASS. – Steuert die Weltwirtschaft gerade auf einen perfekten Sturm zu, bei dem im weiteren Jahresverlauf Europa, China und die USA alle zur selben Zeit einen konjunkturellen Abschwung erleben werden? Die Risiken eines weltweiten rezessionären Dreiklangs steigen derzeit von Tag zu Tag.

Falls es zu einer Eskalation des Krieges in der Ukraine kommt und Deutschland, das sich bisher erbittert gegen Forderungen sträubt, seine Käufe von russischem Öl und Gas einzustellen, endlich nachgibt, ist eine Rezession in Europa nahezu unvermeidlich. China tut sich angesichts drakonischer COVID-19-Lockdowns, die Schanghai bereits krachend zum Stillstand gebracht haben und nun Peking bedrohen, zunehmend schwer, ein positives Wachstum aufrechtzuerhalten. Womöglich steckt die chinesische Volkswirtschaft bereits in der Rezession. Und da die US-Verbraucherpreise derzeit so schnell steigen wie seit 40 Jahren nicht mehr, erscheinen die Aussichten auf eine weiche Landung der Preise ohne starken Wachstumsrückgang zunehmend gering.

Private und offizielle Wirtschaftsprognosen haben zuletzt begonnen, auf die zunehmenden regionalen Risiken hinzuweisen, aber unterschätzen womöglich den Umfang, in dem sich diese gegenseitig verstärken. Weit verbreitete Lockdowns in China etwa werden die globalen Lieferketten kurzfristig ins Chaos stürzen, die Inflation in den USA anheizen und die Nachfrage in Europa senken. Normalerweise könnten diese Probleme durch niedrigere Rohstoffpreise abgemildert werden. Doch da ein klares Ende in der Ukraine nicht absehbar ist, dürften die weltweiten Lebensmittel- und Energiepreise in jedem Szenario hoch bleiben.

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