Ein Jahr der Divergenz

LAGUNA BEACH – Die auseinanderstrebende Entwicklung von Konjunkturlagen, Wirtschaftspolitiken und Wirtschaftsleistung wird das Thema „Divergenz“ im kommenden Jahr in den Fokus der Weltwirtschaft rücken lassen. Im weiteren Verlauf des Jahres wird es zusehends schwieriger werden, diese Divergenzen in Einklang zu bringen und politische Entscheidungsträger werden vor die Wahl gestellt: Die Hürden überwinden, die wirksame Maßnahmen bislang verhindert haben oder Gefahr laufen, dass ihre Volkswirtschaften destabilisiert werden.

Vier Gruppen von Ländern werden die Weltwirtschaft mit ihren unterschiedlichen Geschwindigkeiten dominieren: Die erste, angeführt von den Vereinigten Staaten, wird eine kontinuierliche Verbesserung der Wirtschaftsleistung erleben. Ihre Arbeitsmärkte werden stärker und die Schaffung von Arbeitsplätzen wird mit steigenden Löhnen einhergehen. Die Vorteile des Wirtschaftswachstums werden weniger ungleich verteilt sein als in den vergangen Jahren, aber immer noch unverhältnismäßig jenen zugutekommen, die ohnehin wohlhabender sind.

Die zweite Gruppe, angeführt von China, wird sich mit Wachstumsraten auf niedrigerem Niveau als im Durchschnitt der letzten Jahre stabilisieren und unterdessen strukturell weiter reifen. Sie werden ihre Wachstumsmodelle allmählich anpassen, um sie nachhaltiger werden zu lassen – ein Prozess, der durch gelegentliche Phasen der Instabilität an den globalen Finanzmärkten erschüttert, aber nicht zum Entgleisen gebracht wird. Und sie werden daran arbeiten ihre Binnenmärkte zu vertiefen, die regulatorischen Rahmenbedingungen zu verbessern, die Privatwirtschaft zu stärken und die marktorientierte Wirtschaftsführung zu erweitern.

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