The headquarters of the European Central Bank Thomas Lohnes/Getty Images

Euphorische Märkte und grauenvolle Politik

CAMBRIDGE – Das Wirtschaftswachstum hat sich 2017 weltweit erholt, und die Weltwirtschaft wird sich höchstwahrscheinlich auch 2018 gut entwickeln. Zugleich stellt eine Flutwelle des Populismus und Autoritarismus ein Risiko für stabile demokratische Institutionen dar, die die Grundlage langfristigen Wachstums sind. Und doch haben die Schlagzeilen, die politische Instabilität und Chaos anzukündigen scheinen, die steile Aufwärtsentwicklung an den Märkten nicht verhindert. Was ist da los?

Zunächst die gute Nachricht. Der mit Sicherheit einflussreichste Einzelfaktor bei der synchronisierten weltweiten Erholung ist, dass die Weltwirtschaft endlich den langen Schatten der Finanzkrise von 2008 abstreift. Zum Teil beruht die heutige glückliche Lage auf dem Ausgleich der jahrelangen schwachen Nachfrage. Und die Erholung ist noch nicht vorbei; nach einem Jahrzehnt der Schwäche steigen jetzt endlich die Unternehmensinvestitionen und legen damit eine Grundlage für mehr Wachstum und stärkere Produktivitätszuwächse in der Zukunft.

Zwar verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum in China etwas, da die Behörden derzeit verspätet versuchen, eine Kreditblase einzudämmen, doch viele andere Schwellenmärkte – insbesondere Indien – dürften in diesem Jahr stärker wachsen. Steigende Aktien- und Immobilienmärkte mögen die Ungleichheit befeuern, bewirken jedoch zugleich einen Anstieg der Konsumausgaben.

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