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Zehn Jahre „Whatever It Takes"

PRINCETON – Diesen Monat steht ein wichtiger Jahrestag an. Am 26. Juli 2012 erklärte der damals relativ neue Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, in berühmten Worten, dass „die EZB bereit ist, alles zu tun, was nötig ist, um den Euro zu erhalten. Und glauben Sie mir, es wird genug sein.” Das war ein brillanter (und offenbar improvisierter) Schachzug, der Draghi seinen wohlverdienten Ruf als Retter des Euro einbrachte.

Mittlerweile - nur fünf Tage vor dem erwähnten Jahrestag - hat die EZB einen weiteren möglicherweise bahnbrechenden Schritt angekündigt. Mit ihrem neuen Transmissionsschutzinstrument (TPI) wird sie versuchen, die Spreads zwischen den Staatsanleihen der Mitgliedstaaten zu verringern, wenn die Renditen nicht durch grundlegende Probleme wirtschaftlicher Nachhaltigkeit, sondern durch Marktdruck oder Spekulation in die Höhe getrieben werden. Zufälligerweise trat Draghi am gleichen Tag als italienischer Ministerpräsident zurück.

Im Juli 2012 versuchte die EZB, einer zentralen Frage auszuweichen: Welche Bedingungen sollte eine Zentralbank stellen, wenn sie Staatsschulden aufkauft? Darf eine nicht gewählte Institution mit einem Mandat zur Sicherung der Preisstabilität auch entscheiden, welche nationalen Regierungen und Unternehmen Finanzmittel erhalten? Diese Fragen haben Kritiker auf den Plan gerufen, die befürchten, dass die EZB die Grenzen zwischen Haushalts- und Geldpolitik verwischt.

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