Ebola und Innovation

BOSTON – Der anhaltenden Ebola-Krise sind nicht nur Menschenleben zum Opfer gefallen. In den jüngsten Diskussionen darüber, wie der Virus bekämpft werden kann, wurde die methodische Strenge von Wissenschaft und Medizin durch kurzsichtige Politik und öffentliche Hysterie verdrängt. Natürlich muss datenbezogene öffentliche Politik beim Kampf gegen die Seuche weiterhin an erster Stelle stehen. Ebenso wichtig ist es aber, Lehren aus der Epidemie zu ziehen und sicher zu stellen, dass wir auf den Ausbruch anderer Krankheiten vorbereitet sind.

Aus der aktuellen Ebola-Epidemie sollten zwei wichtige Lehren gezogen werden. Erstens darf der Kampf gegen eine einzelne Krankheit nicht auf Kosten des gesamten Gesundheitssystems geführt werden. Länder mit fragilen Gesundheitssystemen können vielleicht mit der Hilfe von Nichtregierungsorganisationen und ausländischen Regierungen gegen eine bestehende Epidemie vorgehen, aber auf unerwartete Ausbrüche neuer Krankheiten könnten sie schlecht vorbereitet sein.

In Liberia beispielsweise ging die Malaria bei Kindern unter fünf Jahren von 66% im Jahr 2005 auf unter 32% im Jahr 2011 zurück. Trotzdem war, als der Ebola-Virus Anfang dieses Jahres vom Nachbarland Guinea nach Liberia kam, die Gesundheitsinfrastruktur des Landes schnell überfordert. Über 2.000 Liberianer starben an der Seuche, und der Virus ist immer noch aktiv. Auch andere Länder waren in manchen Bereichen – wie beispielsweise im Kampf gegen Ebola – erfolgreich. Wenn sie aber ihre Gesundheitssysteme als Ganze nicht stärken, könnten sie zukünftig weiterhin unter Todesopfern oder wirtschaftlichem Chaos leiden.

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