woman in jail Agron Dragaj via ZUMA Press

Der Drogenkrieg gegen die Frauen

NEW YORK – Als ich im kommunistischen Polen aufwuchs, wurde der Internationale Frauentag als eine Gelegenheit betrachtet, die Beiträge und Leistungen der Frauen zu würdigen. Doch es war eine leere Geste. Am darauffolgenden Tag kehrten die Frauen zurück in ihr Leben der beschränkten Möglichkeiten. Kein Feiertag vermag viel gegen Generationen überdauernde Diskriminierung auszurichten. 

Diese Realität spiegelt sich in den Auswirkungen des internationalen Drogenpolitik-Regimes wider. Innerhalb der Drogenlieferkette befinden sich Frauen meistens auf der untersten Ebene und werden häufig als Kuriere, so genannte „Mulis“ eingesetzt. Wird eine Frau erwischt, steht ihr eine obligatorische Mindeststrafe ins Haus, auch wenn es sich bei ihr in vielen Fällen um eine nicht gewalttätige Ersttäterin  handelt. 

Für die Drogenhändler sind diese Frauen austauschbar. Selten wird Kaution bezahlt oder ein Rechtsanwalt engagiert, weil diese Frauen für die Vertriebsstrukturen keinen Wert darstellen. Und auf sich allein gestellt fehlt es ihnen an Wissen und Ressourcen, um sich im Strafrechtssystem zurechtzufinden. Ebenso wenig verfügen sie wohl über die richtigen Informationen, um mit den Behörden eine mildere Strafe auszuhandeln.

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