nye191_guironghaoGettyImages_cyberspacenuclearbomb Guirong Hao/Getty Images

Abschreckung im Cyberspace

PARIS – Anfang dieses Jahres bestätigten amerikanische Beamte, dass die USA mit offensiven Cyberoperationen russische Versuche die Kongresswahlen 2018 zu beeinflussen unterbunden haben. Über solche Operationen wird selten diskutiert, aber dieses Mal gab es Berichte zu einer neuen, offensiven Doktrin des persistent engagement, oder „anhaltenden Auseinandersetzung“, mit potenziellen Gegnern. Wird diese Strategie funktionieren?

Befürworter einer „anhaltenden Auseinandersetzung“ haben versucht, ihr Anliegen mit dem Argument zu untermauern, dass Abschreckung im Cyberspace nicht funktioniert. Doch so wird eine falsche Dichotomie hergestellt. Richtig eingesetzt, kann eine neue, offensive Doktrin die Abschreckung verstärken, anstatt sie zu ersetzen.

Abschreckung bedeutet, jemanden davon abzuhalten, etwas zu tun, indem man ihn glauben lässt, dass die Kosten den für ihn zu erwartenden Nutzen übersteigen werden. Abschreckung im Cyberspace ist oft schwer nachvollziehbar, denn wir haben immer noch ein Bild der Abschreckung im Kopf, das durch den Kalten Krieg geprägt ist: die Androhung massiver Vergeltungsmaßnahmen mit nuklearen Mitteln für einen Atomangriff. Aber die Analogie zur nuklearen Abschreckung ist irreführend, denn bei Atomwaffen geht es um unbedingte Vermeidung. Abschreckung im Cyberspace ist eher wie bei Verbrechen: Regierungen können sie nur bedingt verhindern.

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