stiglitz268_FABRICE COFFRINIAFP via Getty Images_trump davos Fabrice Coffrini/AFP via Getty Images

Stimmungswandel in Davos?

DAVOS – Dieses Jahr markierte das 50-jährige Jubiläum der Vorzeigeveranstaltung des Weltwirtschaftsforums, des Treffens der weltweiten Wirtschafts- und Politikeliten in Davos (Schweiz). Seit meiner ersten Teilnahme dort im Jahr 1995 hat sich eine Menge verändert. Damals herrschten Euphorie über die Globalisierung, Hoffnung auf den Übergang der ehemals kommunistischen Länder zur Marktwirtschaft und die Zuversicht, dass neue Technologien neue Perspektiven eröffnen würden, von denen alle profitieren würden. Die Unternehmen würden dabei – in Zusammenarbeit mit den Regierungen – die Richtung weisen.

Heute ist die Stimmung angesichts der Klima-, Umwelt- und Ungleichheitskrisen, vor denen die Welt steht, eine ganz andere. Facebook, das unabhängig von den Folgen für die Demokratie bereit ist, Fehl- und Desinformation sowie politischer Manipulation eine Plattform zu bieten, hat die Gefahren einer privat kontrollierten monopolistischen Überwachsungswirtschaft aufgezeigt. Viele Unternehmensführer, und zwar nicht nur die im Finanzsektor, haben eine bemerkenswerte moralische Verkommenheit an den Tag gelegt.

Darüber hinaus steht der Multilateralismus unter Beschuss. Sein traditionell stärkster Verteidiger, die USA, hat nun eine Regierung, die sich dem Motto „America First“ verschrieben hat und die sich dazu bekennt, die weltweite Zusammenarbeit zu untergraben, obwohl die Notwendigkeit zur Kooperation in einer Vielzahl von Bereichen – darunter Frieden, Gesundheit und Umwelt – immer deutlicher wird.

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