Über die Inflationsziele hinaus

EDINBURGH – Im Laufe der letzten drei Jahrzehnte etwa sind sich Zentralbanker und Akademiker immer sicherer geworden, dass die Inflationssteuerung der Schlüssel zur Aufrechterhaltung der gesamtwirtschaftlichen Stabilität ist. Doch ist dies nahezu unmöglich zu beweisen, und die Finanzkrise von 2008 hat viele zu der Annahme bewogen, dass sich die Geldpolitik auf mehr konzentrieren sollte als auf die Preise für Waren und Dienstleistungen. Wie sollte also ein überarbeitetes Mandat für die Zentralbanken strukturiert sein, damit ihr Fokus auf einer niedrigen Inflation erhalten bleibt, sie mit ihrer Geldpolitik aber gleichzeitig gegebenenfalls andere Probleme angehen können?

Der Beitrag, den die Inflationssteuerung zur gesamtwirtschaftlichen Stabilität leistet, ist aus einem einfachen Grund schwer zu erfassen: Es ist unmöglich zu wissen, was geschähe, wenn die Zentralbank eines Landes den entgegengesetzten Kurs verfolgte. Da sie die Ergebnisse nicht direkt vergleichen konnten, haben Forscher eine Reihe von Strategien angewandt, um den Effekt der Inflationssteuerung zu messen. Dabei stellten sie in der Regel fest, dass sie erhebliche Auswirkungen hatte (obwohl der Effekt gering oder sogar null ist, wenn die Ausgangssituationen der Länder berücksichtigt werden).

So zeigt beispielsweise eine Fallstudie aus dem Vereinigten Königreich zwischen 1997 und 2007 – einem Zeitraum mit vielen Inflationszielen und politischer Unabhängigkeit der Bank of England (BoE) – eine beträchtliche Verbesserung gegenüber einer schwachen Ausgangssituation. Neben der Preisstabilität wurde auch auf eine relativ niedrige Inflation (verglichen mit der Vergangenheit und mit anderen großen Wirtschaftsnationen), starkes Wachstum und geringe Produktionsschwankungen geachtet.

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