Der deutsche Euroskeptizismus ist ein Mythos

BRÜSSEL – Es ist eine Binsenweisheit, dass die Krise der Eurozone das Vertrauen der Bürger in die Europäische Union – und allgemein in die europäischen Institutionen – in allen Mitgliedsstaaten verringert hat. Jüngsten Berichten zufolge haben besonders die Deutschen Europa den Rücken gekehrt.

Aus einem kürzlich erschienenen Vermerk von Open Europe geht hervor, dass deutsche Bürger dem Europäischen Parlament weniger vertrauen als dem Bundestag, und dass ein Trend dahingehend vorliegt, dass Deutsche generell weniger Vertrauen in die EU-Institutionen haben als zu Beginn der Krise. Auch ein Kommentar des Europäischen Rats für Ausländische Beziehungen stellt fest: „Das Vertrauen in die EU ist auf dem gesamten Kontinent abgestürzt. Sowohl die Schuldner aus dem Süden als auch die Kreditoren aus dem Norden sehen sich als Opfer.“ Und ein Bericht des Pew Research Center vom Mai mit dem Titel „Der neue kranke Mann Europas: Die Europäische Union“, schließt mit der Bemerkung: „Das europäische Projekt ist in weiten Teilen Europas in Diskredit geraten“.

Dies ist schlicht falsch. Tatsächlich ist das Vertrauen der Deutschen in den Euro während der Krise gestiegen, und obwohl ihr Vertrauen in die EU-Institutionen bis vor ein paar Jahren gefallen ist, hat es sich jetzt wieder erholt.

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