Auf dem Weg zu einer akzeptablen Größe von IMF und Weltbank

CAMBRIDGE: In den letzten Wochen haben Debatten über die Zukunft des Internationalen Währungsfonds (IMF) und der Weltbank für Schlagzeilen gesorgt. Eine Expertenkommission des US-Kongresses, der auch ich angehörte, hatte einen Bericht herausgegeben - den sogenannten "Meltzer-Report" (benannt nach dem Vorsitzenden der Kommission, dem Wirtschaftler Allan Meltzer), der drastische Reformen in beiden Institutionen forderte. Dann brach der transatlantische Streit über die Wahl des neuen IMF-Direktors aus. Der Auswahlprozeß war sehr unfair (z.B. hatten die Entwicklungsländer kein wirkliches Mitspracherecht), zum Schluß jedoch kam es zu der hervorragenden Wahl des deutschen Finanzexperten Horst Kohler. Ein weiterer bedeutender Punkt in der Debatte war der Einzelruf des US-Schatzministers Lawrence Summers nach maßvollen Reformen der Weltbank, die seinen früheren Vorschlägen für eine Reform des IMF folgten.

Die wirkliche Debatte dreht sich um den Kern der beiden Institutionen. Während der letzten 20 Jahre haben IMF und Weltbank eine sehr wichtige Rolle in den Entwicklungs- sowie postkommunistischen Ländern gespielt. Reiche Länder, insbesondere die USA, bedienten sich des IMF und der Weltbank als Instrumente finanzieller Diplomatie. Beide Institutionen sind von den USA und Europa benutzt worden, um in Krisenzeiten Geld in bevorzugte Regionen fliessen zu lassen - nach Mexiko, Rußland oder Ostasien. Beide, IMF wie auch Weltbank, wurden zudem bemächtigt, den Wirtschaftsprogrammen der nach Hilfe suchenden Länder strenge Bedingungen aufzuerlegen.

Die Kritiker von IMF und Weltbank, eingeschlossen die Meltzer-Kommission, sind der Meinung, daß die beiden Institutionen zu groß, zu mächtig und zu umfassend sind. Der IMF versucht, die wirtschaftlichen Operationen von mehr als 50 Staaten zu managen. In vielen Fällen legt der IMF sein Programm für Jahre oder gar Jahrzehnte fest, viel zu lange für einen wirtschaftlichen Notfall, der zu dieser Zeit dann schon längst vorbei ist. Sein Einfluß bleibt erhalten, weil die USA darauf beharren, daß die ärmeren Länder die IMF-Programme erhalten sollten, wenn sie eine Erleichterung ihrer Schulden oder andere Arten finanzieller Hilfe außerhalb des IMF bekommen wollen.

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