DNA double-helix with color-coded nucleotides, phosphates and sugar

Strategien für verantwortungsvolle Eingriffe ins Erbgut

CAMBRIDGE – Die Entdeckung eines leistungsfähigen neuen Werkzeugs, mit dem sich so unterschiedliche Gesundheits- und Umweltprobleme wie etwa Malaria, Lyme-Borreliose und invasive Arten angehen lassen, sollte ein Grund zum Feiern sein. Doch da dieses Werkzeug mit dem Namen CRISPR die gesamte Population von wildlebenden Organismen (und somit gemeinsam genutzte Ökosysteme) verändern kann, stehen Wissenschaft und Gesellschaft vor der beispiellosen Herausforderung sicherzustellen, dass diese Interventionen verantwortungsvoll entwickelt werden.

Seit Jahrtausenden verändert der Mensch Pflanzen und Tiere durch selektive Züchtung. Diese Veränderungen breiten sich aber nicht in wildlebenden Populationen aus, weil sich normalerweise die Überlebens- und Fortpflanzungsfähigkeit in freier Wildbahn verringert. Veränderungen, die mithilfe der CRISPR-Methode durchgeführt werden, die es Wissenschaftlern ermöglicht die DNA einer Zelle mit bisher ungekannter Präzision zu verändern, unterscheiden sich in einer entscheidenden Hinsicht: Das Verfahren kann einen so genannten gene drive zur Folge haben, eine natürlich vorkommende Eigenschaft einiger Gene, sich über Generationen in einer ganzen Population durchzusetzen, sogar wenn sie nicht zum Überleben (und somit zur Fortpflanzung) beitragen.

Einfach ausgedrückt können wir nun in Erwägung ziehen, wildlebende Populationen auf sehr spezifische und folgenreiche Weise zu verändern. Diese Veränderungen können überaus positiv sein. Indem bestimmte Eigenschaften von Mücken verändert werden, könnten wir Malaria und Denguefieber eindämmen oder sogar ausrotten; Geißeln, von denen seit Urzeiten jedes Jahr Hunderte Millionen von Menschen heimgesucht werden. (Allein an Malaria stirbt im Durchschnitt alle 90 Sekunden ein Kind). Indem wir die entsprechenden Tierpopulationen dauerhaft immunisieren, könnten wir neue Fälle von Lyme-Borreliose und anderen Krankheiten verhindern, die von wildlebenden Organismen ausgehen, oder wir könnten neu auftretende Erreger wie etwa das Zika-Virus eindämmen, das mit Fehlentwicklungen des Gehirns bei Neugeborenen in Lateinamerika in Verbindung gebracht wird.

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