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Die Gefahren einer ungleichen globalen Erholung

CAMBRIDGE, MASS. – Wie die COVID-19-Impfstoffe wird die wirtschaftliche Erholung in den kommenden zwei Jahren ungleich verteilt sein. Trotz der von Regierungen und Notenbanken geleisteten Unterstützung bestehen weiterhin enorme wirtschaftliche Risiken, und das nicht nur für „Frontier Economies“, die unmittelbaren Überschuldungsproblemen ausgesetzt sind, und einkommensschwache Länder, die einen alarmierenden Anstieg der Armut verzeichnen. Angesichts von einem noch längst nicht bezwungenen Coronavirus, grassierendem Populismus, globalen Rekordschuldenständen und einer voraussichtlich ungleichmäßigen Normalisierung der staatlichen Maßnahmen bleibt die Lage gefährlich.

Damit will ich die insgesamt guten Nachrichten der vergangenen zwölf Monate nicht bestreiten. Wirksame Impfstoffe standen in Rekordzeit zur Verfügung – viel schneller als von den meisten Experten ursprünglich erwartet. Massive geld- und fiskalpolitische Maßnahmen haben eine Brücke bis zum erhofften Ende der Pandemie geschlagen. Und mit oder ohne die Hilfe der nationalen Behörden bewältigt die Bevölkerung das Leben mit dem Virus inzwischen besser.

Doch auch wenn die Wachstumszahlen weltweit enorm viel besser waren als in der Frühphase der Pandemie erwartet, haben wir es trotzdem mit einer katastrophalen Rezession zu tun. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert, dass die USA und Japan frühestens in der zweiten Jahreshälfte wieder das Produktionsniveau von vor der Pandemie erreichen werden. Die Eurozone und das Vereinigte Königreich, wo sich die Wirtschaftsentwicklung erneut abschwächt, werden diesen Punkt erst weit in das Jahr 2022 erreichen.

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