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Wohlstand und Gesundheit der Nationen

NEW YORK – Die Folgen von COVID-19 für die Weltwirtschaft sind hochgradig unsicher, aber potenziell katastrophal. Mit Stand 5. März hatte die Weltgesundheitsorganisation 85 Länder und Territorien mit aktiven COVID-19-Fällen identifiziert – gegenüber 50 Ländern in der Vorwoche. Mehr als 100.000 Fälle und 3800 Todesfälle wurden weltweit gemeldet, und diese Zahlen geben Umfang und Tragweite des Ausbruchs fast mit Sicherheit zu niedrig an.

Um zu verstehen, wie die Epidemie eine globale Rezession (oder Schlimmeres) verursachen könnte, braucht man nur in Adam Smiths Der Wohlstand der Nationen, Buch I, Kapitel 3: „Die Größe des Marktes – eine Grenze für die Arbeitsteilung“ zu schauen. Bereits jetzt ist klar, dass die Pandemie einen negativen Angebotsschock auslösen könnte, falls die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte zurückgeht, weil Teile der Erwerbsbevölkerung an dem Virus erkrankt (oder gestorben) sind. Noch schlimmer ist, dass die unkontrollierte Furcht vor Ansteckung zur Unterbrechung wichtiger Lieferketten führen könnte. Die Medien schenken grenzübergreifenden Lieferketten, an denen China, Südkorea und andere stark betroffene Länder beteiligt sind, bereits eine Menge Aufmerksamkeit, doch mit Verbindungen zu Unternehmen weltweit repräsentieren diese Zentren nur die Spitze des Eisbergs.

Zudem sind inländische Lieferketten genauso anfällig. Mit Verbreitung des Coronavirus werden die Verbindungen zwischen – zwischenzeitlichen und endgültigen – Käufern und Verkäufern in zunehmender Zahl gestört. Wichtiger noch, „die Größe des Marktes“ schrumpft, und der Nutzen der Arbeitsteilung – eine der wichtigsten Triebkräfte des „Wohlstands der Nationen“ – wird stetig begrenzt, weil mehr Ressourcen gebraucht werden, um das, was bisher billiger von anderswo importiert wurde, im Inland zu produzieren. Eine Rückkehr zur Subsistenzproduktion oder Autarkie, und sei sie nur vorübergehend, würde enormen wirtschaftlichen Schaden verursachen.

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