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Warum die Pandemie die Ungleichheit womöglich nicht verschärfen wird

BRÜSSEL: Während der akuten Phase der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020, als ein großer Teil der Bevölkerung in seinen Wohnungen eingesperrt war, stützte die Wirtschaft in eine tiefe Rezession, die Ungelernte und Minderheiten besonders hart traf. Zudem konzentrierten sich die Arbeitsplatzverluste anders als bei früheren Rezessionen in Branchen mit einem hohen Anteil an Arbeitnehmerinnen, weshalb zu Recht von einer „Siezession“ gesprochen wurde.

Erste Anzeichen deuteten daher darauf hin, dass die Folgen der Pandemie die Ungleichheit verschärfen würden. Doch die beiden folgenden Jahre boten Hinweise darauf, dass das nicht zwangsläufig der Fall sein wird.

Zunächst einmal wurden die unmittelbaren Auswirkungen tatsächlicher oder potenzieller Arbeitsplatzverluste auf das Einkommen der Menschen in den meisten entwickelten Ländern durch eine beispiellose staatliche Unterstützung ausgeglichen. In den USA erfolgte diese in Form von Schecks, die direkt an Millionen von Haushalten versandt wurden. In Europa finanzierten die meisten Regierungen massive kurzfristige Programme, bei denen der Staat die Kosten der Unternehmen für die Weiterbeschäftigung beurlaubter Arbeitnehmer übernahm.

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