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Uns rettet nur der Multilateralismus

WASHINGTON – Die Weltwirtschaft stand schon vor der Coronavirus-Pandemie kurz vor einer Rezession. Viele Kommentatoren haben davor gewarnt, dass die Aktienmärkte überhitzt waren, dass die fortgeschrittenen Volkswirtschaften auf eine Verlangsamung zusteuerten und dass die protektionistische Politik von US-Präsident Donald Trump die Lieferketten unterbrochen und eine Ära großer Unsicherheit eingeleitet habe. Nun ist der Aktienmarkt endgültig abgestürzt, und eine Rezession fast unvermeidlich.

In der Vergangenheit hat die internationale Gemeinschaft erfolgreich auf ähnliche Krisen reagiert, weil sie ihre Maßnahmen koordiniert hat. Die Bedrohungen durch SARS 2003, H1N1 (Schweinegrippe) 2009, MERS 2012, Ebola 2014-2016 und die globale Finanzkrise 2008 wurden alle durch schnelle multilaterale Maßnahmen eingedämmt. Aber Trump hat nichts als Verachtung für den Multilateralismus gezeigt, was mit erklärt, warum eine globale Antwort auf die COVID-19-Krise noch nicht zustande gekommen ist.

Trumps unbesonnene Reaktion auf den Ausbruch ist eine scharfe Abweichung von der seines Vorgängers. Laut dem ehemaligen Vizepräsidenten Joe Biden, dem heutigen Spitzenkandidaten für die demokratische Präsidentschaftskandidatur, half die Regierung von Barack Obama, mehrere frühere Ausbrüche einzudämmen, indem sie Gesundheitsbeamte aus der ganzen Welt in den Situationssaal des Weißen Hauses einlud und dort eine koordinierte Reaktion vorbereitete. Frühere wirtschaftliche Abschwünge wurden ebenfalls über multilaterale Kanäle angegangen. Auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise lehnte die G20 den Handelsprotektionismus ab und verpflichtete sich, eine gleichzeitige fiskalische und monetäre Expansion zu verfolgen. Heute wissen wir, dass diese koordinierte Reaktion eine wichtige Rolle dabei spielte, eine deutliche Verschärfung des Abschwungs zu verhindern.

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