rajan61_Jane Barlow - WPA PoolGetty Images_coronaviruslabtestscientist Jane Barlow/WPA/Pool/Getty Images

Der Pandemie-Stresstest

CHICAGO – Die Coronavirus-Pandemie hat die Welt überrascht und wird nun grundlegende wirtschaftliche Schwächen offenlegen, wo immer sich diese auch befinden mögen. Die Krise erinnert uns aber auch daran, dass wir in einer zutiefst vernetzten Welt leben. Wenn die Pandemie ein Gutes hat, dann ist es die Möglichkeit eines dringend notwendigen Neustarts des öffentlichen Dialogs, im Rahmen dessen die Aufmerksamkeit auf die am stärksten gefährdeten Personen in der Gesellschaft gelenkt wird sowie auch auf die Notwendigkeit weltweiter Zusammenarbeit und auf die Bedeutung professioneller Führerschaft und Expertise.

Abgesehen von den direkten Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit kann eine Krise dieser Größenordnung mindestens zwei Arten wirtschaftlicher Schocks direkt auslösen. Erstens einen Produktionsschock aufgrund unterbrochener globaler Lieferketten. Wird die Produktion pharmazeutischer Grundchemikalien in China eingestellt, kommt es zu Unterbrechungen der Produktion von Generika in Indien, wodurch sich wiederum die Arzneimittellieferungen in die USA verringern. Der zweite Schock betrifft die Nachfrage: während Menschen und Staaten Schritte unternehmen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, brechen auch die persönlichen Ausgaben für Besuche in Restaurants, Einkaufszentren und Ferienorten ein.

Es besteht aber auch die Möglichkeit indirekter Nachbeben wie der jüngste Ölpreis-Verfall gezeigt hat, nachdem es Russland und Saudi-Arabien nicht gelungen war, sich auf koordinierte Produktionskürzungen zu einigen. Die Ausbreitung dieser und anderer Schocks könnte bereits belastete Klein- und Mittelbetriebe zur Schließung zwingen sowie Entlassungen, verlorenes Verbrauchervertrauen und weitere Einbußen des Verbrauchs und der Gesamtnachfrage mit sich bringen.

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