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Die westliche Pandemie der Angst

PARIS – Emotionen sind nur schwer kontrollierbar. Sie beeinflussen uns viel mehr, als wir sie selbst beeinflussen können. Und während einer Pandemie ist die vorherrschende Emotion natürlich die der Angst.

In einer Welt, die sich jeden Tag gefährlicher, komplexer und unsicherer anfühlt (und auch ist), suchen Menschen um jeden Preis Sicherheit und Bestätigung. Aber es gibt eine feine Grenze zwischen einer gesunden Rückkehr zum Konzept des schützenden Staates und einer gefährlichen Entwicklung hin zum Überwachungsstaat – in dem wir letztlich unsere lieb gewonnenen Freiheiten aufgeben, nur um unsere noch wichtigere Gesundheit zu schützen.

Allgemeiner betrachtet ist Angst das Gegenteil von Hoffnung. In einer Welt der Hoffnung glauben die Menschen, morgen werde es besser als heute. In einer Welt der Angst glauben sie hingegen, dass die Zukunft schlimmer wird als die Gegenwart. So gesehen erscheint Asien heute als Kontinent der Hoffnung, während Europa und Amerika die Kontinente der Angst sind.

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