gennetian1_ Chip SomodevillaGetty Images_children poverty Chip Somodevilla/Getty Images

Wie COVID-19 den Kindern schadet

DURHAM/NEW YORK – Allgemein wird angenommen, Kinder seien für COVID-19 weniger empfänglich als Erwachsene und insbesondere Senioren. Aber sie sind bei weitem nicht immun. Neben den Unsicherheiten über die direkten Gesundheitsschäden durch COVID-19 sind Kinder extrem verletzlich gegenüber den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie – die weltweit 71-100 Millionen Menschen in extreme Armut stürzen könnten.

Besonders akut sind diese Gefahren in den Vereinigten Staaten, die nicht nur die weltweit höchste Anzahl von COVID-19-Toten aufweisen und regelmäßig neue Tagesrekorde bei den Infektionszahlen aufstellen, sondern auch unter der höchsten Kinderarmutsrate der reichen Demokratien leiden. Unter schwarzen, lateinamerikanischen und indianischen Kindern sind die Armutsraten dabei höher als unter weißen.

Wegen steigender Arbeitslosigkeit und rückläufiger staatlicher Unterstützung wird sich die Lage wahrscheinlich noch verschlimmern, was schwere langfristige Folgen haben wird. Viele Untersuchungen deuten unmissverständlich darauf hin, dass Armut für die kognitive Entwicklung, emotionale Stabilität und Gesundheit höchst abträglich ist, was an Faktoren wie Ernährungsunsicherheit, mangelnder Gesundheitsfürsorge, geringeren gemeinschaftlichen Ressourcen und stressfördernder häuslicher Umgebung liegt. Die jüngsten neurowissenschaftlichen Forschungen legen nahe, dass das Wachstum und die Funktion des Gehirns allein schon durch Armut selbst beeinträchtigt werden könnte. All dies äußert sich in weniger Schulbesuch, geringerem lebenslangen Einkommen und einer höheren Wahrscheinlichkeit, ins Gefängnis zu kommen oder bereits im Jugendalter schwanger zu werden.

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