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Viraler Autoritarismus

NEW YORK – „Gott und das Volk sind die Quelle aller Macht … Ich habe sie mir genommen und werde sie verdammt nochmal für immer behalten“, erklärte Haitis François „Papa Doc“ Duvalier 1963. Und das tat er. Er blieb Präsident bis zu seinem Tod 1971, und sein Nachfolger wurde dann sein Sohn Jean-Claude („Baby Doc“), der die Diktatur weitere 15 Jahre verlängerte.

Dies mag manchen ewig her erscheinen, aber nicht mir. Meine Familie stammt aus Haiti, und obwohl wir während meiner Kindheit in die USA einwanderten, schienen wir immer in Reichweite des skrupellosen Regimes der Duvaliers zu bleiben. Ich habe die brutalen Lehren, die die Haitianer unter den Duvaliers lernten, nie aus dem Blick verloren – etwa, wie die Duvaliers regelmäßig Naturkatastrophen und nationale Krisen nutzten, um ihre Macht zu zementieren.

Diese Lehre müssen wir heute beherzigen. COVID-19 ist eine Bedrohung nicht nur für die öffentliche Gesundheit, sondern auch für die Menschenrechte. Im gesamten Verlauf der Geschichte haben Krisen wie die gegenwärtige autoritären Regimen als bequemer Vorwand gedient, um ihre tyrannischen Impulse zu normalisieren. Meine Eltern haben das auf Haiti selbst erlebt. Wir alle können es nun erneut beobachten.

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