Was ist mit Chinas Wirtschaft passiert?

SHANGHAI – Im vergangenen Januar prognostizierte die chinesische Regierung, dass die Wirtschaft des Landes – die nach der anfänglichen Abschwächung infolge der Pandemie im Begriff war sich kräftig zu erholen – im Jahr 2022 um 5,5% wachsen würde. Im zweiten Quartal sah sich die Regierung aufgrund der raschen Ausbreitung der Coronavirus-Variante Omikron allerdings dazu gezwungen in den wirtschaftlich dynamischsten Städten des Landes, darunter Peking, Guangzhou, Shanghai und Shenzhen, Notfallmaßnahmen zur Eindämmung des Virus zu ergreifen.

Vor allem der zweimonatige Lockdown in Shanghai hatte verheerende Folgen für das Wachstum, da das gesamte Jangtse-Delta praktisch von der Weltwirtschaft abgeschottet war. Auch das Vertrauen von Unternehmen und Investoren wurde erschüttert. Obwohl sie immer noch an die langfristigen Perspektiven der chinesischen Wirtschaft glauben, sind zu viele Unternehmer und Investoren – sowohl ausländische als auch chinesische – inzwischen vorsichtiger denn je, wenn es um Geschäfte in China geht, zumindest auf kurze Sicht. Die Auswirkungen dieser Veränderung werden mit Sicherheit anhalten, selbst wenn die wirtschaftlichen Aktivitäten – die sich mehr als drei Monate nach Aufhebung des Lockdowns noch nicht erholt haben – wieder ihr früheres Niveau erreichen.

Es sieht so aus, als wäre das, was seit März mit der Wirtschaft passiert ist, vermeidbar gewesen. Tatsache ist, dass Innovationspolitik auf lokaler Ebene, auch wenn sie nur in begrenztem Umfang verfolgt wurde, in den zwei Jahren vor dem Lockdown vom März 2022 dazu beigetragen hat, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie zu minimieren. In Anbetracht dessen ist es sinnvoll darüber nachzudenken, welche Rolle solche Innovationen bei der Minderung der Schäden für das Geschäfts- und Investitionsumfeld spielen können, die durch Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung verursacht wurden.