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Die Realität des „Klimafinanzrisikos"

LAUSANNE (SCHWEIZ): In einem jüngsten Kommentar argumentiert John H. Cochrane, Senior Fellow an der Hoover Institution, dass die Vorstellung vom „Klimafinanzrisiko“ ein Irrtum sei. Seine drastische Prämisse ist, dass der Klimawandel keine Bedrohung für das globale Finanzsystem darstelle, weil er und der zu seiner Bekämpfung erforderliche allmähliche Ausstieg aus fossilen Brennstoffen Entwicklungen seien, von denen jeder wüsste, dass sie im Gange seien. Er betrachtet die klimabedingte Finanzregulierung als Trojanisches Pferd für eine ansonsten unpopuläre politische Agenda.

Wir sind anderer Ansicht. Zunächst einmal sollte man den Kontext zur Kenntnis nehmen, in dem sich Regulierung abspielt. In Bezug auf die Klimapolitik ist der Rahmen hierfür der sechste Weltklimabericht des Weltklimarats (IPCC). Dieser Bericht kommt mit einem hohen Maß an Sicherheit zu dem Schluss, dass das Erdklima sich ändert und dass menschliche Aktivitäten die Ursache sind. Der Ökologe William Ripple, Mitverfasser einer anderen aktuellen Studie über die „Vitalparameter“ des Planeten, geht noch weiter: „Es gibt zunehmende Belege dafür, dass wir uns Kipp-Punkten, die mit wichtigen Teilen des Erdsystems in Verbindung stehen, nähern oder diese bereits überschritten haben.“

Anders als die globale Finanzkrise von 2008 – als Banken, die überzogene Risiken eingingen, gerettet wurden und die globale Finanzregulierung angesichts unseres neuen Verständnisses interdependenter Finanzmärkte überarbeitet wurde – wird ein ungebremster Klimawandel zu einer Krise mit irreversiblen Folgen führen.

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