MADISON, WISCONSIN – Bei einer aktuellen Pressekonferenz argumentierte Chinas neuer Ministerpräsident Li Qiang, die demographische Dividende des Landes sei trotz des Bevölkerungsrückgangs weiter vorhanden. Er untermauerte diese Behauptung mit beeindruckend klingenden Zahlen: In China gäbe es fast 900 Millionen Menschen im arbeitsfähigen Alter – bei einer Gesamtbevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen, von denen jedes Jahr 15 Milliarden neu auf den Arbeitsmarkt kämen. Aber sind diese Zahlen glaubwürdig?
Schauen wir uns die chinesischen Demographiedaten genauer an, zeigen sich oft eindeutige Unstimmigkeiten. Beispielsweise meldet das Nationale Statistikbüro, zwischen 1991 und 2016 habe es 474 Millionen Geburten gegeben, was den 478 Millionen eingeschulten Kindern entspricht, die zwischen 1997 und 2022 vom Bildungsministerium registriert wurden. Für 2000 berichtet das Büro von 17,7 Millionen Geburten – einer Zahl, die genau mit den 17,5 Millionen Erstklässlern von 2006 übereinstimmt. Aber obwohl es laut der Volkszählung im Jahr 2000 nur 13,8 Millionen Kinder unter einem Jahr gab, besuchten 2014 angeblich 14,3 Millionen die neunte Klasse, was einer Schulbesuchsquote von 104% entsprechen würde.
Dafür, dass die demographischen Daten Chinas unzuverlässig sind, gibt es mehrere Gründe: Zunächst einmal haben die chinesischen Lokalregierungen einen starken Anreiz, bei den Bevölkerungszahlen zu übertreiben: Mehr Einwohner bedeuten größere Fiskaltransfers von der Zentralregierung, darunter Mittel für grundlegende staatliche Leistungen wie Ausbildung, Renten und Sozialhilfe. Auch die Haushalte könnten mehr Mitglieder angeben, als tatsächlich vorhanden sind, um von den Lokalregierungen mehr Sozialleistungen zu bekommen.
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Dafür, dass die demographischen Daten Chinas unzuverlässig sind, gibt es mehrere Gründe: Zunächst einmal haben die chinesischen Lokalregierungen einen starken Anreiz, bei den Bevölkerungszahlen zu übertreiben: Mehr Einwohner bedeuten größere Fiskaltransfers von der Zentralregierung, darunter Mittel für grundlegende staatliche Leistungen wie Ausbildung, Renten und Sozialhilfe. Auch die Haushalte könnten mehr Mitglieder angeben, als tatsächlich vorhanden sind, um von den Lokalregierungen mehr Sozialleistungen zu bekommen.
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