Chinese premier Li Keqiang development forum Chinese Premier Li Keqiang/Pang Xinglei/ZumaPress

Chinas „neue Normalität“ und Amerikas alte Gewohnheiten

NEW HAVEN – Von China geht dieser Tage eine Menge Verwirrung aus – sowohl im Land selbst, wo hochrangige Regierungsvertreter nun von der „neuen Normalität“ der Wirtschaft schwadronieren, als auch im Ausland. Exemplarisch für Letzteres steht Amerikas neue, an den Kalten Krieg gemahnende Taktik, die Chinas Aufstieg bremsen soll. In beider Hinsicht sind eklatante Abkopplungsmechanismen erkennbar, die den vom „Chinafaktor“ ausgehenden Risiken für eine fragile Welt eine neue Dimension hinzufügen.

Die offizielle Sicht in China ist, dass die Volkswirtschaft bereits im gelobten Land der „neuen Normalität“ angekommen ist. Tatsächlich war dies das Thema des gerade zu Ende gegangenen China Development Forum (CDF), einer wichtigen Plattform für die Diskussion zwischen Chinas hochrangigen Regierungsvertretern und einem breiten Querschnitt internationaler Teilnehmer, die unmittelbar an den jährlichen Nationalen Volkskongress anschließt.

Seit Gründung des CDF im Jahr 2000 nutzt die chinesische Regierung die Veranstaltung, um ihre politischen Prioritäten zu signalisieren. So konzentrierte sich etwa das CDF im Jahr 2000 auf die Auswirkungen des chinesischen Beitritt zur Welthandelsorganisation – einer Vorstufe zur spektakulären Zunahme des exportgestützten Wachstums. Im Jahr 2009 lag der Schwerpunkt auf Chinas aggressiver Strategie zur Ankurbelung der Konjunktur im Gefolge der Krise. Und die Veranstaltung im vergangenen Jahr behandelte die Umsetzung der Reformen des Dritten Plenums.

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