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China: Eine Chance für den Nahen Osten?

PARIS – Die Liste der Krisen, die den Nahen Osten erschüttern, wird immer länger. Im Jemen tobt ein Bürgerkrieg inmitten einer unkontrollierbaren Cholera-Epidemie. In Jerusalem spitzt sich die religiöse Gewalt zu, während der religiös motivierte Krieg in Teilen von Irak und Syrien unvermindert weitergeht. Besonders unheilvoll ist eine neue Dimension des Antagonismus zwischen Saudi-Arabien und Iran, die darauf schließen lässt, dass eine direkte Konfrontation zwischen den führenden Mächten des sunnitischen und schiitischen Islam nicht mehr ausgeschlossen ist.

Ausgerechnet in einer Situation, in der die Region dringend die ruhige Hand einer internationalen Führung benötigt, ist keiner der üblichen Akteure stark genug, oder engagiert genug, sich wirksam einzusetzen. Was die Region braucht, ist ein neuer diplomatischer Rahmen – mit der starken Unterstützung eines neuen Vermittlers: China.

Durch den Export von Terrorismus und religiös motiviertem Extremismus ist der Nahe Osten im negativsten Sinne „global“ geworden. Während der „unglückseligen“ Seite der Globalisierung, wie es der ehemalige französische Finanzminister Michel Sapin einmal ausgedrückt hat – etwa Arbeitslosigkeit und Einkommensungleichheit –, viel Aufmerksamkeit gewidmet wird, ist zu wenig unternommen worden, die Ausbreitung extremistischer Gewalt einzudämmen oder bei ihren Ursachen anzusetzen. Viele diplomatische Formeln sind ausprobiert worden, doch Fortschritte bleiben aus.

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