A man looks at his phone near a giant image of the Chinese national flag Greg Baker/Getty Images

China, der digitale Gigant

SHANGHAI – China hat sich als globaler Marktführer im Bereich verbraucherorientierter digitaler Technologien fest etabliert. Mit über 40 Prozent aller weltweiten Transaktionen ist das Land der weltgrößte Markt für den Online-Handel und es rangiert unter den Top-drei-Ländern hinsichtlich Risikokapitalinvestitionen in selbstfahrende Fahrzeuge, 3D-Druck, Robotik, Drohnen und künstliche Intelligenz (AI). Ein Drittel aller so genannten „Einhörner“ (Start-up-Unternehmen mit einem Wert von über einer Milliarde Dollar) kommen aus China und die Cloud-Anbieter des Landes halten den Weltrekord im Bereich Recheneffizienz. Obwohl China insgesamt ein Handelsdefizit bei Dienstleistungen aufweist, verzeichnet es seit Kurzem im Bereich digitaler Dienstleistungen einen Handelsüberschuss im Ausmaß von 15 Milliarden Dollar jährlich.

Hinter dem beeindruckenden chinesischen Fortschritt in der digitalen Ökonomie stecken Internet-Giganten wie Alibaba, Baidu und Tencent, die ihre Dienste in großem Maßstab kommerzialisieren und neue Geschäftsmodelle konzipieren. Insgesamt verfügen diese drei Unternehmen in ihren jeweiligen Bereichen monatlich über 500-900 Millionen aktiver Nutzer. Erleichtert wurde ihr Aufstieg durch die lockere – oder vielleicht genauer gesagt: durch späte – Regulierung. So legten die Regulierungsbehörden erst 11 Jahre nach der Einführung des Bezahldienstes Alipay eine Obergrenze für den Wert von Online-Überweisungen fest. 

Mittlerweile nutzen diese Internet-Firmen ihre Position für Investitionen in das digitale Ökosystem Chinas – und in den aufstrebenden Kader zielstrebiger Unternehmer, die den Bereich zunehmend definieren. Gemeinsam finanzieren Alibaba, Baidu und Tencent 30 Prozent der chinesischen Start-up-Unternehmen wie etwa Didi Chuxing (50 Milliarden Dollar), Meituan-Dianping (30 Milliarden Dollar) und JD.com (56 Milliarden Dollar).

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