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Es wird Ernst für die Notenbanken

ZÜRICH – In Golden Fetters, seiner gefeierten Studie über den Zusammenbruch des Goldstandards in der Zwischenkriegszeit, betonte der amerikanische Wirtschaftshistoriker Barry Eichengreen, dass wichtige politische und gesellschaftliche Veränderungen, insbesondere die Ausweitung des Wahlrechts, eine Beibehaltung des Systems unmöglich gemacht hätten. Die Wähler seien nicht länger bereit gewesen, die Sparpolitik zu erdulden, die erforderlich gewesen sei, um am Goldstandard festzuhalten.

Das vorherrschende geldpolitische System wurde in der neuen politischen Landschaft hinweggefegt. Einige Länder, wie etwa die USA und das Vereinigte Königreich, passten sich schnell den neuen Realitäten an, und ihre Volkswirtschaften profitierten. Andere, z. B. Frankreich und die Schweiz, reagierten nur langsam und mussten die Konsequenzen tragen.

Die Notenbanken nähern sich inzwischen einem neuen Moment „goldener Fesseln“. In kaum mehr als einem Jahrzehnt haben die globale Finanzkrise, der Klimawandel und die COVID-19-Pandemie das Umfeld, in dem die Notenbanken operieren, völlig verändert – und die öffentliche Meinung ist nicht auf ihrer Seite.

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