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Die grüne Mission der Zentralbanken

LONDON – „Mission creep” – also die allmähliche oder schrittweise Ausweitung der Ziele einer Organisation über den ursprünglichen Umfang oder Schwerpunkt hinaus - wird in der Regel als unerwünscht angesehen. Nach herkömmlicher Auffassung weicht eine Organisation, deren Mission schleichend ausgeweitet wird, von ihrem Hauptauftrag ab, verzettelt sich und verwässert ihren Daseinszweck. Was aber, wenn die neuen Zielsetzungen von entscheidender Bedeutung für das Wohlergehen einer Gesellschaft sind? Im Falle der Zentralbanken sollte die Antwort offenkundig sein.

In den letzten Jahrzehnten bestand die Hauptaufgabe der Zentralbanken darin, Preis- und Finanzstabilität zu gewährleisten. Doch da die existenzielle Bedrohung durch den Klimawandel immer offensichtlicher wird, hat sich ihre Aufmerksamkeit allmählich auch auf finanzielle Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel ausgedehnt. Allerdings wurde diese dringend notwendige Ausweitung der Organisationsziele nicht ausreichend in die Tat umgesetzt.

Die Auswirkungen des Vorgehens der Zentralbanken auf den Klimawandel wurden nach der weltweiten Wirtschaftskrise des Jahres 2008 deutlich, als zahlreiche geldpolitische Entscheidungsträger sich der quantitativen Lockerung (QE) verschrieben und riesige Mengen an Staats- und Unternehmensanleihen aufkauften, um die langfristigen Zinssätze niedrig zu halten. Diese Bemühungen zeigten Erfolg, wobei allerdings die Aufkäufe von Unternehmensanleihen durch die Zentralbanken Kritik auf sich zogen, weil damit der Status quo hoher CO2-Werte gestützt wurde.

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