summers9_erhui1979)_getty images)_wall erhui1979/Getty Images

Welche Richtung sollten die Notenbanken einschlagen?

CAMBRIDGE – Die Notenbanker der Welt und die Wissenschaftler, die ihnen folgen, erleben derzeit ihren jährlichen Moment der Reflektion in Jackson Hole, Wyoming. Doch könnte das Thema der diesjährigen Tagung, „Herausforderungen für die Geldpolitik“, eine engstirnige – und gefährliche – Selbstzufriedenheit fördern.

Vereinfacht gesagt ist die Optimierung von Inflationszielen, Kommunikationsstrategien oder selbst Bilanzen keine angemessene Reaktion auf die Herausforderungen, vor denen die großen Volkswirtschaften heute stehen. Vielmehr legen zehn Jahre unter den Zielvorgaben liegender Inflation überall in der entwickelten Welt – und Markterwartungen von weiteren 30 Jahren – sowie der völlige Fehlschlag der umfassenden Bemühungen der Bank von Japan zur Steigerung der Inflation nahe, dass eine früher als unumstößlich geltende Annahme tatsächlich falsch ist: Die Notenbanken können die Inflationsraten nicht immer durch die Geldpolitik bestimmen.

Europa und Japan sind gegenwärtig in so etwas wir einem geldpolitischen Schwarzen Loch gefangen: einer Liquiditätsfalle, in der nur minimaler Spielraum für eine expansive Geldpolitik besteht. Die USA sind angesichts der Tatsache, dass sie (wie nachstehende Abbildung zeigt) beim nächsten Abschwung nicht annähernd genug Spielraum für Zinssenkungen haben werden, nur eine Rezession von einem ähnlichen Schicksal entfernt. Und mit zehnjährigen Zinsen von etwa 1,5% sowie negativen realen Terminzinsen ist der Spielraum für inkrementelle Konjunkturimpulse durch eine quantitative Lockerung und die Steuerung der Zinserwartungen sehr begrenzt – selbst wenn man davon ausgeht, dass diese Instrumente wirksam sind (was wir bezweifeln).

https://prosyn.org/GFpiIh0de