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Hauptziel der Notenbanken sollte die Finanzstabilität sein

NEW YORK – Die meisten modernen Notenbanken betrachten die gesamtwirtschaftliche Stabilität – d. h. Preisstabilität oder, in einigen Fällen, Preisstabilität plus Vollbeschäftigung – als ihr Hauptziel. Doch scheinen der Bank von Japan und der Europäischen Zentralbank die Mittel auszugehen, mit denen sich dieses Ziel wirksam verfolgen lässt. Und die Bank von England und die US Federal Reserve könnten sich bald in einer ähnlichen Lage wiederfinden. Wann immer der nächste zyklische Abschwung eintritt, wird sich die effektive Untergrenze des Leitzinses einmal mehr zu einer verbindlichen Begrenzung für die Geldpolitik entwickeln (eine Situation, die als „Liquiditätsfalle“ bezeichnet wird).

Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass die wichtigen Notenbanken nach wie vor über ausreichend Hilfsmittel verfügen, um ihr wichtigstes Ziel zu erreichen: die Finanzstabilität. Beim Eintritt der nächsten Finanzkrise dürften die Notenbanken noch immer imstande sein, als Kreditgeber letzter Instanz ausreichend Liquidität als Rettungsgeld und als Marketmaker oder Käufer letzter Instanz ausreichend Marktliquidität bereitzustellen.

Es gibt zwei Gründe, warum die Finanzstabilität das Hauptziel einer Notenbank ist oder sein sollte. Zunächst einmal kann der durch eine Finanzkrise verursachte wirtschaftliche Schaden die aus einem breiteren Konjunkturabschwung herrührenden Verluste mit Leichtigkeit übersteigen. Zweitens ist Finanzstabilität selbst eine notwendige Voraussetzung für gesamtwirtschaftliche Stabilität im Allgemeinen. Finanzielle Eruptionen und Zusammenbrüche sind dem Bemühen um stabile Preise und Vollbeschäftigung offensichtlich nicht gerade förderlich.

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