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Kapitalisten und Sozialisten aller Länder, vereinigt euch!

PRINCETON – Die dynamischste Volkswirtschaft der Welt wird von einer kommunistischen Partei regiert, während ihr bisheriges kapitalistisches Bollwerk unter der Missherrschaft eines Mannes steht, dessen Unternehmen sechs Mal Konkurs angemeldet haben. Etiketten scheinen angesichts des zunehmenden Kohärenzverlusts der führenden politischen Ideologien kaum noch etwas zu bedeuten.

In den USA behaupten Präsident Donald Trump und seine republikanischen Parteigenossen, dass nur sie zwischen dem Amerikanischen Traum und einer sozialistischen Revolution stünden. Obwohl Trumps demokratischer Herausforderer bei der Wahl im November, Joe Biden, für nichts Derartiges eintritt, unterstützt er doch „ein Ende der Ära des Shareholder-Kapitalismus“. So oder so stehen Kapitalismus und Sozialismus einmal mehr im Mittelpunkt des Wettkampfes um die öffentliche Meinung und die Unterstützung der Wähler.

Anders freilich als in früheren Jahrzehnten hat die gängige Verteidigung des Kapitalismus intellektuell und politisch an Kraft verloren. Während „problembewusste Kapitalisten“ wie die gehobene Bekleidungsmarke Lululemon Marketing-Botschaften mit der Aufforderung zum „Widerstand gegen den Kapitalismus“ verbreiten, treten selbst traditionelle Kapitalisten wie der einflussreiche Business Roundtable – eine Organisation der CEOs von Amerikas größten börsennotierten Unternehmen – für grundlegende Reformen ein. In ähnlicher Weise hat der Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, scharfe Kritik am Neoliberalismus und Marktfundamentalismus geäußert, und die britischen Konservativen und die Republikaner in den USA haben es sich angewöhnt, auf den Missbrauch der Globalisierung und „den Markt“ zu schimpfen.

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