Können wir Depressionen bekämpfen?

Wenn Sie bei Medline - der größten medizinischen Datenbank im Internet - den Begriff „mood disorder" (Deutsch: affektive Störung) eingeben, so erhalten Sie nahezu 62.000 Treffer. Wenn Sie ihre Suche auf randomisierte kontrollierte Studien beschränken, die allgemein als zuverlässigste Indikatoren für die Wirksamkeit einer Behandlung gelten, so werden immer noch mehr als 3.200 Treffer angezeigt.

Bedenkt man die enormen weltweiten Auswirkungen, die Depressionen auf die Gesundheit, die Kosten im Gesundheitswesen und das Arbeitsvermögen haben, dann sollte die Menge der Daten eigentlich optimistisch stimmen. Betrachtet man die einzelnen Studien jedoch genauer, so wird schnell deutlich, dass die Mehrzahl von ihnen sich mit den mit Depressionen verbundenen physiologischen, metabolischen oder biochemischen Störungen befasst. Für die Beantwortung der Frage, welche Patienten mit welchen Therapien über welchen Zeitraum behandelt werden sollten, erweisen sich die Ergebnisse dieser Studien in keiner Weise als hilfreich.

Natürlich bleiben noch immer etwa 1.500 Studien, die eine Vielzahl von Behandlungsformen untersuchen: Psychopharmaka, Elektrokrampftherapie, Vollspektrumlicht, sportliche Betätigung, Psychotherapien und sogar Akupunktur. Und es stimmt, dass viele dieser Studien die kurzfristigen (und teilweise auch die langfristigen) Auswirkungen der verschiedenen Behandlungsformen dokumentieren - bei einer im Allgemeinen annehmbaren Balance zwischen Wirksamkeit und Sicherheit.

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