palacio148_ALET PRETORIUSPOOLAFP via Getty Images_BRICSramaphosa Alet Pretorius/Pool/AFP via Getty Images

Zeichen an der Wand

MADRID – Der gerade zu Ende gegangene BRICS-Gipfel der Staats- und Regierungschefs von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika wurde als Wendepunkt angekündigt, der das Potenzial hat, die Dynamik der internationalen Beziehungen zu verändern. Manche verglichen ihn mit der Bandung-Konferenz von 1955, auf der die Grundlagen für die Bewegung der blockfreien Staaten gelegt wurden. Andere erwarteten von dem Gipfel Impulse für ein alternatives System der internationalen Zusammenarbeit in einer multipolaren Welt. Dabei hat der Gipfel vor allem eines gezeigt: ein gemeinsamer Feind ist noch lange keine gemeinsame Vision.

Die Entscheidung des Blocks, mit Argentinien, Ägypten, Äthiopien, dem Iran, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten sechs neue Mitglieder aufzunehmen, scheint auf den ersten Blick die Prognose zu bestätigen, die BRICS-Staaten könnten eine neue Weltordnung schaffen. Angeblich bewerben sich inzwischen über 40 Länder um eine Mitgliedschaft, auch wenn bisher keine offizielle Liste veröffentlicht wurde.

Allerdings ist die Erweiterung, genau wie der Ruf nach einer Ablösung des Dollars als Leitwährung, nur Rosinenpickerei. Wenn es um die vielen drängenden Probleme geht, deren Lösung echte Anstrengungen erfordern, hat der Gipfel wenig zu bieten. Und das wird sich voraussichtlich auch so schnell nicht ändern: BRICS war schon immer mehr Schein als Sein, eine Plattform, die von den Mitgliedern vor allem für ihre eigenen Zwecke genutzt wurde. In einem größeren, noch uneinheitlicheren Club wird Konsens in wichtigen Fragen noch schwerer zu erreichen sein.

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