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Warum der Brexit Europa schaden wird

BERLIN – Die Uhr tickt. Am 29. März wird Großbritannien die Europäische Union verlassen. Unabhängig davon, ob es einen „weichen“ oder einen „harten“ Brexit geben wird, sind schwere wirtschaftliche Turbulenzen im Vereinigten Königreich vorprogrammiert. Doch Großbritannien hat weitaus größere Krisen überstanden und wird auch diese früher oder später bewältigen. Für mich ist die eigentliche Frage, was der Brexit für die Zukunft Europas bedeutet.

Die „europäische Idee“ wird mit ziemlicher Sicherheit überleben. Die EU wird nach dem Brexit nicht auseinanderbrechen, und sie wird die wirtschaftlichen Konsequenzen des Austritts der Briten überwinden. Europas Rolle in der Welt wird jedoch in einer Weise beschädigt werden, die wir Europäer uns offenbar noch gar nicht vorstellen können. Die jüngste Entscheidung der Regierung von US-Präsident Donald Trump, den diplomatischen Status der EU-Vertretung in Washington herabzustufen, könnte ein kleiner Vorgeschmack gewesen sein.

Der geopolitische Hintergrund, vor dem der Brexit stattfindet, darf nicht außer Acht gelassen werden, denn er kann eine große Rolle dabei spielen, welche Auswirkungen der Austritt der Briten auf die EU haben wird. Die wichtigste Tatsache ist, dass sich das politische und wirtschaftliche Kräftegleichgewicht vom Atlantik in den Pazifik verlagert – eine Entwicklung, die nicht nur Populisten wie Trump zugeschrieben werden kann. Schließlich war es Präsident Barack Obama, der von den USA als Pazifiknation sprach, während seine Vorgänger das Land stets als „transatlantischen“ Akteur bezeichnet hatten. Während wir heute in einer „G-Null-Welt“ leben, in der keine einzelne Macht globale Verantwortung übernimmt, könnte es morgen eine G-2-Welt geben, in der die USA und China um die globale Vorherrschaft konkurrieren.

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