Donald Tusk and Theresa May Dan Kitwood/Getty Images

Geht der Brexit ins Nirgendwo?

BERLIN – Eigentlich galten die Briten immer als kühl überlegt handelnd,  klug kalkulierend, im Umgang mit ihren Interessen und auch mit allgegenwärtigen Emotionen in der Politik. Hat es sich dabei, so muss man sich heute fragen, lediglich um ein zähes Vorurteil gehandelt, herrührend aus der Zeit des längst dahin gegangenen British Empire, das mit der Wirklichkeit im Jahre 2017 nicht mehr viel zu tun hat?

Denn seit dem knappen und gleichwohl eindeutigen Votum für den Ausstieg des Landes aus der Europäischen Union im Sommer 2016, verstärkt noch durch die Umstände und Ergebnisse der Unterhauswahlen 2017, wurde  diese Frage aufgeworfen, und es zeigte  sich, dass in Großbritannien ein interessegeleiteter Pragmatismus offensichtlich nicht mehr viel gilt.

Diese Ereignisse haben  ebenso demonstriert, wie weit – erschreckend weit -  sich die politische Klasse in Westminster vom Rest des Landes entfernt hat, sodass man mit einer gewissen Berechtigung nicht nur von einer politischen Krise im Vereinigten Königreich, vermischt mit einer Identitätskrise, und verbunden mit einer Vertrauenskrise der politischen und wirtschaftlichen Eliten, sprechen muss, die sich seit der globalen Finanzkrise 2008 dramatisch zugespitzt hat.

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