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Warum ein Brexit unpatriotisch ist

PARIS – „Die Vereinigten Staaten, China und, sofern Großbritannien Mitglied bleibt, vielleicht die Europäische Union” werden die Welt von morgen anführen; tatsächlich ist die fortgesetzte EU-Mitgliedschaft die einzige Möglichkeit für das Vereinigte Königreich „sich eine Zukunft zu sichern, die seiner Vergangenheit würdig ist.“  Dieser Gedanke könnte aus einem alten französischen Diskurs über das Streben nach Größe durch europäische Integration stammen. Tatsächlich wurde er vom ehemaligen britischen Labour-Premierminister Gordon Brown geäußert.

Das Ergebnis des bevorstehenden Referendums über den Verbleib Großbritanniens in der EU – das am 23. Juni über die Bühne gehen soll - ist derzeit unmöglich vorherzusagen. Da Meinungsumfragen eine zutiefst gespaltene Wählerschaft zeigen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass sich nicht nur die Finanziers der City of London, sondern auch vernünftige Mitglieder der Labour Party aktiv für einen weiteren Verbleib Großbritanniens in der EU einsetzen.  

Aus den Erfahrungen mit dem Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands im Jahr 2014 sind für die aktuelle Kampagne wichtige Lehren zu ziehen. Im Fall des schottischen Referendums bestand der Schlüssel zum Sieg  für das Lager der Unabhängigkeitsgegner -noch dazu mit komfortablen Vorsprung - aus einer Kombination negativer Warnungen und positiver Argumente.  Anders gesagt: Angst aufgrund plausibler Gefahren muss zwar eine Rolle spielen, aber das gilt auch für die Hoffnung, wobei man im Rahmen der  Kampagne sowohl der Entwicklung der internationalen Ordnung als auch dem Gefühl des Nationalstolzes einer Mehrheit der britischen Bürger Rechnung tragen muss. Glücklicherweise erkennt das Brown, ein Schotte, der eine führende Rolle dabei spielte, ein Votum gegen die Unabhängigkeit zu erzielen.

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