2a20360446f86f380e9af024_ms1775.jpg Margaret Scott

Brasiliens wirtschaftliche Revolution

BRASILIA – Im letzten Jahr wurden die Schwellenländer – insbesondere in der ersten Jahreshälfte – hart von der Krise der Industrieländer getroffen: Europa befindet sich in einer Rezession, und in den Vereinigten Staaten ist nur eine magere Erholung zu erkennen. Aber 2012 wird auch als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem die brasilianische Wirtschaft durch strukturelle Änderungen saniert wurde.

Die weltweite Wirtschaftskrise, die 2008 begann, ähnelt der Großen Depression der 1930er nicht nur in ihrer Tiefe und Dauer, sondern auch angesichts der politischen Irrtümer der Industrieländer und ihres Zögerns. Dass es die europäischen Politiker so schwer finden, sich auf haushaltspolitische Anpassungen zu einigen, die Raum für die zum Wiederbeleben des Wirtschaftswachstums so nötigen Stimulierungsmaßnahmen schaffen, ist beängstigend. Bis jetzt haben europäische Länder mit haushaltspolitischem Spielraum auf Ausgaben- und Investitionskürzungen bestanden, die gemeinsam mit Steuererhöhungen die wirtschaftliche Aktivität abgeschwächt und die Arbeitslosigkeit erhöht haben. Dies hat sich letztlich negativ auf die Steuereinnahmen und damit die Haushaltskonsolidierung ausgewirkt.

In den USA herrscht trotz einer leichten Verbesserung weiterhin Unsicherheit. Zusätzlich zu den Risiken der “Fiskalklippe” 2013 bleibt das Hauptproblem bestehen: der Mangel an effektiven, antizyklischen Haushaltsmaßnahmen wie öffentlichen Investitionsprogrammen zur Stärkung der wirtschaftlichen Aktivität. Stattdessen haben die USA all ihre Hoffnungen auf geldpolitische Erleichterung gesetzt und einen von mir so genannten Währungskrieg ausgelöst: Internationale Investoren fallen auf der Suche nach höheren Renditen in die Entwicklungsländer ein und treiben deren Wechselkurse in die Höhe.

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