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Bosniens nächste Krise

STOCKHOLM – Die Bedrohung der Ukraine durch Russland ist in diesem Jahr nicht die einzige potenzielle Krise in Osteuropa. Aufgrund einer für Oktober anberaumten entscheidenden Wahl steuert Bosnien und Herzegowina auf heftige politische Turbulenzen zu.   

Unkompliziert war es in Bosnien noch nie. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert entstanden dort aufeinanderfolgende Krisen, die letztlich zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs beitrugen. Und nach dem Zerfall Jugoslawiens im späten 20. Jahrhundert war die Region Schauplatz eines brutalen Krieges zwischen bosnischen Muslimen (Bosniaken), Serben und Kroaten.

Nachdem mehr als 100.000 Menschen getötet worden waren – unter anderem während des genozidalen Massakers von Srebrenica im Juli 1995 – und nach der Vertreibung von weiteren Millionen Menschen aus ihrer Heimat wurde der Konflikt im gleichen Jahr mit dem Abkommen von Daytonbeendet. Der nächste Schritt bestand darin, aus den Trümmern einen funktionierenden Staat zu errichten. Doch die einzig verbliebenen funktionierenden Strukturen waren die Armeen der drei Volksgruppen, und viele lokale Anführer betrachteten den Frieden nur als Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Hoffnungen, dass eine neue Generation nicht-nationalistischer Anführer aus der Asche aufsteigen würde, wurden bald enttäuscht.

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