national health service 1948 Edward G Malindine/Getty Images

Wie können wir die öffentliche Gesundheit wieder öffentlich machen?

LONDON – Das britische Gesundheitssystem National Health Service (NHS) feierte dieses Jahr seinen 70. Geburtstag, also ist dies ein guter Zeitpunkt, um über seine Vergangenheit zu reflektieren und in die Zukunft zu blicken. Der NHS ist bei den weltweiten Gesundheitsdebatten seit langem eine Quelle der Inspiration. Aber wenn er sich nicht nachhaltiger aufstellt, könnte er sich bald zu einem abschreckenden Beispiel entwickeln.

Als der NHS 1948 gegründet wurde, war seine Mission, universelle und qualitativ hochwertige Gesundheitsdienstleistungen bereitzustellen, mutig und radikal. Mit der Zeit wurde er – gemeinsam mit der Ausbildung und der öffentlichen Altersvorsorge – zu einer grundlegenden Säule des modernen Sozialstaats.

Heute allerdings steht der NHS vor enormen Herausforderungen. Der Hauptgrund dafür sind die „Sparmaßnahmen“ nach der Finanzkrise von 2008, aber auch die späteren Veränderungen im Geschäftsmodell der Pharmaindustrie spielen eine Rolle. Die Medikamentenhersteller, die sich immer mehr an engen Finanzindikatoren wie Quartalszahlen orientieren, haben ihre Preise erhöht, und der NHS muss die Kosten dafür übernehmen. Außerdem würden viele Medikamente ohne öffentliche Investitionen gar nicht existieren. Letztes Jahr hat der NHS in England 1,1 Milliarden Euro für Medikamente ausgegeben, die mit Hilfe von Investitionen des britischen Medical Research Council und anderer öffentlicher Institutionen hergestellt wurden. In den Vereinigten Staaten geben die National Institutes of Health (NIH) jährlich über 37 Milliarden Dollar für biomedizinische Forschung aus – insbesondere in Gebieten, die für den privaten Sektor zu riskant sind. Und weltweit werden schätzungsweise zwei Drittel aller Vorlaufkosten für pharmazeutische Forschung und Entwicklung von der öffentlichen Hand übernommen.

https://prosyn.org/aj7ZfYLde