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Bidens Grenzkrise

MEXIKO-STADT – Seit den ersten Tag seiner Präsidentschaft behauptet die Regierung Joe Bidens, es sei keine „Krise“, dass an der amerikanisch-mexikanischen Grenze immer mehr Migranten festgenommen werden, sondern ein normaler saisonaler Anstieg. Manche Regierungsbeamte bezeichneten die gesamte Kontroverse sogar als reine Erfindung des früheren Präsidenten Donald Trump und anderer Republikaner.

Auch wenn die Biden-Regierung in Bezug auf Trump nicht ganz falsch liegt, hat die Wirklichkeit diese Behauptung inzwischen widerlegt. Die Lage an der Grenze ist tatsächlich eine Krise, sowohl für die Vereinigten Staaten als auch für Mexiko. Zur Zeit, also Ende September, suchen 15 000 Migranten und Asylsuchende, vorwiegend Haitianer, unter der International Bridge im texanischen Del Rio etwas Schutz vor der Sonne. Und sie setzen das Thema Migration wieder mit Macht auf die Tagesordnung.

Den ganzen Sommer über hatten die US-Einwanderungsbehörden darauf gehofft, dass der Andrang an der Grenze nachlässt; stattdessen sind die Zahlen trotz sengender Hitze weiter gestiegen. Im Juli und August wurden jeweils 200 000 Flüchtlinge festgenommen – das sind die höchsten Werte seit 2000. Das plötzliche Auftauchen Tausender Haitianer auf der amerikanischen Seite der Grenze (und nicht in den mexikanischen Städten Matamoros, Reynosa oder Tijuana im Süden) zeigt, dass der Zustrom nicht abebbt.

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